BRÜCKENBAUER DER BIERKULTUR

Ausgerechnet 2009, in dem Jahr, in welchem der erste österreichische Bierkulturbericht herauskam, holte der oberösterreichische Gastronom Karl Schiffner den Weltmeistertitel für Biersommeliers zum ersten Mal nach Österreich. Freilich, die beiden Ereignisse hängen nicht ursächlich zusammen, aber es ist doch so, dass damals die Zeit reif war, die ausgeprägte heimische Bierkultur und ihre beständig wachsende Vielfalt aufzuarbeiten und unter die Leute zu bringen, sowie dem Bier und Biergenuss im Land die Wertschätzung auszudrücken.

Genau das leisten beide, der Bierkulturbericht wie auch die Biersommeliers, für die wenige Jahre zuvor verschiedene Ausbildungsschienen ins Leben gerufen wurden, wie sich der ‚Biersepp‘, Sepp Wejwar, erinnert: „In Österreich gibt es seit langem – in Kooperation mit Schulen – die Ausbildung zum Bier-Jungsommelier und seit ein paar Jahren die Ausbildung zum Biersommelier – unter Kuratel des Bundes der Braumeister und Brauereitechniker und mit dem Segen von ‚Bierland Österreich‘. Sie dauert eine Woche und schließt mit Prüfungen ab; wird von und in Brauereien durchgeführt und erfreut sich großer Beliebtheit. 2005 hat Wolfgang Stempfl, damals Leiter der ‚Doemens Akademie‘, die zwei Wochen dauernde Ausbildung zum Diplom-Biersommelier ins Leben gerufen. Anfangs wurde er dafür mindestens belächelt – aber vor kurzem erst hat der Verband der Diplom-Biersommeliers eigens eine Vollzeit-Hauptgeschäftsführerin eingestellt.“

Entwicklung der Biersommeliers

Der Blick auf die Entwicklung der Biersommeliers in den letzten 10 Jahren zeigt tatsächlich eine äußerst erfreuliche Bilanz, bestätigt der amtierende österreichische Staatsmeister der Biersommeliers Michael Kolarik-Leingartner. So wurde 2017 der tausendste Absolvent der Ausbildung zum ‚Zertifizierten Biersommelier‘ gefeiert: „Gemeinsam mit den mehr als 400 Diplom-Biersommeliers ist hier also eine starke Mannschaft tätig, deren Ziel es ist, den Konsumenten die Biervielfalt näher zu bringen, was als wesentlicher Beitrag zur Neugestaltung der Bierlandschaft in Österreich und damit auch der Förderung unserer Bierkultur zu sehen ist.“ Mit der Wissensvermittlung rund um die Biervielfalt und der Förderung der heimischen Bierkultur hat sich auch der Bierkulturbericht in diesen 10 Jahren als feste Größe etabliert, der eine Bestandsaufnahme über die Neugestaltung der Bierlandschaft abliefert.

Beratungsqualität in der Gastronomie

Diese Bestandsaufnahme zeigt 2018 allerdings etwas Bemerkenswertes: Während die Beratungskompetenz rund um Bier in Österreich ganz augenscheinlich nie größer war, verschiebt sich die Zufriedenheit der Österreicherinnen und Österreicher mit der Qualität der Beratung in der österreichischen Gastronomie im Trend eher in Richtung der „Note 3“. Zwar bewerten 2018 nach wie vor 43 % der Befragten die Qualität als „sehr gut“ oder „gut“, doch gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen, die nur ein „Befriedigend“ zu vergeben hatten. 28 % sind es heuer, um 9 % mehr als noch vor 10 Jahren, während die Bewertungen mit „gut“ und „sehr gut“ im selben Zeitraum um 4 %, respektive 3 % zurückgingen. Woran kann das liegen? Etwa daran, dass über 1.000 Biersommeliers und -sommelières mittlerweile auch die fast unüberschaubare Auswahl von mehr als 1.000 Biersorten allein aus Österreich gegenübersteht? Sind vielleicht die Ansprüche der Biergenießer größer geworden?

Hochkonjunktur

Nicht nur für die Gäste erfreulich ist jedoch, dass die Zahl der Biersommeliers nach wie vor steigt – weltweit, aber nirgendwo so sehr wie in Österreich, wo die Dichte der anerkannten Bierprofis mit Abstand am Höchsten ist. Und das ist in der Gastronomie mittlerweile auch quasi mit freiem Auge zu beobachten, so Kolarik-Leingartner: „In der Gastronomielandschaft hat sich mit eigenen ‚Craftbierpubs‘ eine Segmentnische etabliert, die sich dem Thema Spezialbier voll und ganz verschrieben hat und den Gästen mit umfassender Beratungskompetenz zur Seite steht. Aber auch im Restaurantbereich findet Bier verstärkt neben dem Wein seine Rolle als Speisenbegleiter. In beiden Fällen dient den Serviceangestellten das Wissen aus der Biersommelierausbildung als Fundament für ihre Beratungskompetenz.“

Gemeinsam auf Bierkultur achten

Einen kleinen Nachteil gibt es bei aller Konjunktur für Biersommeliers und die Beratungsqualität im Lande, gibt Wejwar zu bedenken: „Der Begriff Biersommelier ist nicht schützbar. Das war ein Grund, warum das Institut für Bierkultur 2014 die Ausbildungen zum beerkeeper – eine geschützte Wortmarke – ins Leben gerufen hat. Der zweite Grund dafür war, neben den, zumal für Gastro-Personal etwas intensiveren Ausbildungen, eine niederschwellige Grundausbildung anzubieten.“ Doch ganz gleich mit welcher Ausbildung und in welcher Funktion, meint Wejwar: „In einem Punkt sind Biersommeliers und beerkeeper vereint: Sie achten auf das Bier. Gemeinsam mit Gastronomen und Gastronominnen sowie Brauereien bringen sie Tag für Tag die Bierkultur ein gutes Stück weiter.“

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