GELEBTE MONTANKULTUR

Es gibt nicht viele Regionen in Österreich, deren Brauchtum und Traditionen einen so eigentümlichen Charakter haben wie jene entlang der Eisenstraßen in der Steiermark, in Oberösterreich und Niederösterreich. Sie sind durchdrungen von Jahrhunderten des Lebens, Arbeitens und wohl auch der Gefahren im Bergbau- und Hüttenwesen und kommen mit eigenen Liedern, Trachten und sogar einer eigenen Bierspezialität. Vor allem in der Region Hochsteiermark konnte die Montankultur am Leben gehalten werden. Vielleicht auch, weil sie ihre eigene Schutzpatronin hat.

Die heilige Barbara ist die Schutzheilige der Geologen, Glöckner, Glockengießer, Schmiede, Maurer, Steinmetze, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Architekten, Artilleristen, Feuerwerker, Feuerwehrleute, Totengräber, Hutmacher, der Mädchen und der Gefangenen, aber eben auch der Bergleute. Sie zählt zu den vierzehn Nothelfern und schützt vor Gewitter, Feuergefahr, Fieber, Pest und plötzlichem Tod – etwa durch einstürzende Stollen.

Die Hochsteiermark, geprägt von gebirgigen und imposanten Bergketten, klaren Quellen, sanften Almen, grünen Wäldern und einer einzigartigen Fauna und Flora erstreckt sich vom Steirischen Semmering über das Hochschwab-Gebiet bis zu den Eisenerzer Alpen. Sie umfasst die Bezirke Bruck an der Mur, Mürzzuschlag, Leoben und Teile von Liezen. Touristen genießen dort wunderschöne Wandertouren, die Radwege entlang der Mur, oder das Rafting auf der Salza. Die unberührte Natur bietet im Sommer ein breites Angebot für Genießer und Ruhesuchende. Im Winter dagegen gibt es neben den kleinen, feinen Skigebieten der Region vor allem ein kulturelles Highlight, bei dem Besucher die Einheimischen begleiten können: Die eindrucksvollen bergmännischen Feiern zum Fest der Heiligen Barbara, die alljährlich zu Beginn des Advents zwischen Leoben, Vordernberg, Trofaiach, Eisenerz und Radmer Wildalpen bis Mariazell stattfinden.

Tradition und Brauchtum

Das gelebte Brauchtum, die damit verbundenen Traditionen und der Stolz der Bergleute bestimmten über Jahrhunderte das Leben in den Gemeinden rund um die Steirische Eisenstraße bis hinauf nach Niederund Oberösterreich. Überhaupt gibt es wohl nur wenige Berufsbranchen, die in einem solchen Maße eine eigene Kultur entwickelt und damit Werte in das gesamte Gefüge der damit verbundenen Volkskultur eingebracht haben, wie das Berg- und Hüttenwesen in dieser Region. Das beginnt mit dem ganz eigenen Ethos des Montanwesens, der sich wegen des hohen Gefahrenpotenzials im Bergbau entwickelt hat, über Sprachbesonderheiten wie das „Glück Auf!“, dem Bergkittel als gemeinsame Tracht über alle Hierarchien hinweg, eigenes Liedgut und Musik, und vielfältige Symbolik, die einem an allen Ecken und Enden der Region wiederbegegnet, bis hin zu religiösen Eigentümlichkeiten. Die Mettenschicht etwa war einst die letzte Schicht vor Weihnachten, bevor die Knappen für die stillste Zeit im Jahr den Gefahren der Stollen entfliehen konnten. Heute wird sie nach wie vor zelebriert, obwohl es schon seit Jahrzehnten keinen Untertageabbau mehr gibt.

Schutzpatronin der Montankultur

Nicht nur für die Gäste erfreulich ist jedoch, dass die Zahl der Biersommeliers nach wie vor steigt – weltweit, aber nirgendwo so sehr wie in Österreich, wo die Dichte der anerkannten Bierprofis mit Abstand am Höchsten ist. Und das ist in der Gastronomie mittlerweile auch quasi mit freiem Auge zu beobachten, so Kolarik-Leingartner: „In der Gastronomielandschaft hat sich mit eigenen ‚Craftbierpubs‘ eine Segmentnische etabliert, die sich dem Thema Spezialbier voll und ganz verschrieben hat und den Gästen mit umfassender Beratungskompetenz zur Seite steht. Aber auch im Restaurantbereich findet Bier verstärkt neben dem Wein seine Rolle als Speisenbegleiter. In beiden Fällen dient den Serviceangestellten das Wissen aus der Biersommelierausbildung als Fundament für ihre Beratungskompetenz.“

Regionale Bierspezialität Barbara-Bier

Seit vielen Jahren bereits kümmert sich der Verein Steirische Eisenstraße darum, in seinen insgesamt 15 Mitgliedsgemeinden die montanistische Tradition zu pflegen und das bergmännische Brauchtum auch im 21. Jahrhundert noch hochleben zu lassen. Mit den Brauchtumsfeierlichkeiten zu Ehren der heiligen Barbara wird dieses Ziel in all seinen Facetten umgesetzt; sie gehören zu den zentralen Aktivitäten des Vereins. Vom großen Marsch der Bergmänner mit Musik, über den Gottesdienst bis zum Frühschoppen mit dem Ledersprung, einem Aufnahmeritual in den Bergmannsstand bzw. einer Ehrung für Freunde und Förderer. Da kommt dann auch mit dem Barbara- Gulasch eine ganz besondere regionstypische Spezialität auf den Tisch und auf Initiative des Vereins wird dazu noch eine weitere sehr regionale und äußerst spezielle Köstlichkeit serviert: Das eigens von der Brauerei Göss gebraute Barbara-Bier erfreut sich nicht nur unter Montanisten und Steirern großer Beliebtheit. Die begehrte Bierspezialität zieht auch Kenner und Genießer von weiter her an.

„Angmaischt is‘!“

Das feierliche Anmaischen (das Einleiten des Brauprozesses) dieses Bieres durch den Gösser Braumeister Andreas Werner Mitte Oktober hat sich mittlerweile zur Auftaktveranstaltung für sämtliche Barbarafeierlichkeiten entlang der Steirischen Eisenstraße etabliert. Das Sudhaus des Brauereigeländes in Göss wird dann zum Anziehungspunkt für zahlreiche Gäste, die dem Ruf der Bergleute folgen, um diesem besonderen Moment – der Geburt einer echten Leobener Bierspezialität – beizuwohnen. Der offizielle erste Bieranstich erfolgt bei der Barbara Auftaktveranstaltung des Vereins Eisenstraße, doch auch bei den Barbarafeiern in den Gemeinden wird jeweils ein neues Fass zeremoniell angeschlagen. Doch man muss nicht auf der Liste der Ehrengäste stehen, um die regionale Bierspezialität kosten zu können. Später kann man sich noch in vielen Gaststätten entlang der Steirischen Eisenstraße vom besonderen Geschmack überzeugen.

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