Wie viel Frau steckt in der Biergeschichte?

„Bier mit den Jungs trinken, grillen und Bier trinken, vor dem Spiel Bier trinken, die heiß-geliebte Mannschaft mit einem Krügerl in der Hand feiern, nach dem Spiel Bier trinken …“ Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt genießen regelmäßig ein oder zwei Seiterl Bier, um sich zu entspannen und schöne Momente mit geliebten Menschen zu verbringen. Bier ist nach Tee und Wasser das am dritthäufigsten konsumierte Getränk und seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil so ziemlich jeder modernen Kultur. Selbst für den einen oder anderen, der kein großer Fan des flüssigen Goldes ist, ist die Geschichte des Bieres eine faszinierende Sache, die es zu erkunden gilt. Aber es fällt auf, dass heutzutage die „typischen“ bier-bezogenen Aktivitäten nicht wirklich das sind, was eine Gruppe von Frauen tun würde, zumindest nicht laut dem Klischee – sichtbar in vielen romantischen Komödien und Netflix-Filmen.

„Und was trinkt die Dame, vielleicht einen Prosecco?“

Definitiv nicht! Früher, während die Männer auf der Jagd waren, waren die Frauen damit beschäftigt, die Zutaten zu sammeln und die Getränke zu brauen. So wurde Bier in seiner Frühphase fast ausschließlich von Frauen hergestellt. Der älteste potenzielle Hinweis auf eine „Bierfrau“ findet sich im Gilgamesch-Epos, dem ältesten Werk der Weltliteratur. 

Springen wir ein paar Jahrhunderte weiter und überbrücken ein paar geografische Parallelen, so finden wir uns im Norden wieder: in Skandinavien in der Zeit der Wikinger. Während das Bierbrauen im Römischen Reich und in Ägypten zu einer überwiegend männlichen Angelegenheit wurde, waren es in Nordeuropa die Frauen, die sich an der Spitze des Brauprozesses hielten und fast ein Monopol auf dem Gebiet des Heimbrauens hatten. Diese Tendenz nahm ab, als der Feudalismus begann, die Gesellschaft umzustrukturieren und das finstere Zeitalter anbrach. 

Während die Männer weiterhin das Braugeschäft übernahmen, wollten die Damen nicht einfach zusammenpacken und das Bierbrauen im Tausch gegen eine Mittelalter-Version von Cosmopolitan und Aperolspritzer aufgeben. Vor allem Nonnenklöster waren die Anlaufstellen, wenn man eine Erfrischung in Form eines gut gemachten Biers wollte. Es war sogar eine deutsche Nonne, die heilige Hildegard von Bingen, die als erste empfahl, Hopfen wegen seiner „heilenden, bitteren und konservierenden“ Eigenschaften beim Brauen zu verwenden.

Allerdings war die Vermarktung in jenen Tagen ohne Internet eher schwierig. Um auf den überfüllten Märkten Aufmerksamkeit zu erregen, trugen die Frauen hohe, spitze Hüte. Um anzuzeigen, wann ein Gebräu fertig war, stellten sie Besenstiele in die Türöffnungen. Und um die Fülle und die Qualität des Gebräus anzuzeigen, stellten sie schäumende Kessel auf die Fensterbänke. Dies führte dazu, dass viele Menschen die Verbindung zwischen Brauerinnen und Hexen herstellten. Zusammen mit dem ältesten noch gültigen Gesetz zur Reinheit von Lebensmitteln (dem Erlass von Qualitätsnormen für Bier aus dem 16. Jahrhundert) hat dies viele Hausbrauer(innen) aus dem Geschäft gedrängt und Geschäftsleuten das Tor zur Revolutionierung des Sektors geöffnet.

Was bleibt: Biergenuss für jeden

Und damit sind wir beim heutigen Tag angelangt. Bier und die Frauen, die es brauten, spielten eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit und der Ernährung der Menschheit in Zeiten von vor-modernen sanitären Einrichtungen und schlechter Wasserqualität – war doch damals das durch Kochen sterilisierte Bier wesentlich bekömmlicher als das oft verschmutzte Wasser. Mit dem Wiedereinstieg von Frauen in die Brauindustrie können sie in die Fußstapfen unzähliger Brauerinnen vor ihnen treten. Und zwar nicht nur, wenn es darum geht, das Bier zu brauen, sondern auch, wenn es darum geht, es zu trinken. Aktuellen Studien zufolge gönnen sich rund 60 % aller Österreicherinnen und Österreicher mindestens einmal pro Woche das eine oder andere Bierchen. Ob normales Bier oder eine fruchtigere Variante wie Radler – mehr als 80 % der österreichischen BierliebhaberInnen gaben an, dass sie österreichische und regionale Biere bevorzugen. Und warum? Darin sind sich alle einig: Die Nachhaltigkeit bei der Bierproduktion ist in Österreich ein ganz wichtiges Thema. Nichts schmeckt besser als ein Bier, das komplett aus regionalen Rohstoffen erschaffen wurde! Sicherung der Arbeitsplätze, Unterstützung der regionalen Wirtschaft, Vermeidung langer Transportwege und energiesparende Produktion sind auch Pluspunkte, die für einen angenehmen Nachgeschmack sorgen. Hier treffen sich dann wieder Mann und Frau und halten gemeinsam Tradition und Getränkekultur hoch. Mögen sich alle BierliebhaberInnen darüber freuen!

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