Gemeinschaft und Nähe stiften

In heimatlichen Wirtshäusern, in denen Tradition und Gemeinschaft eine große Rolle spielen, ist es üblich, dass man das Bier bestellt, das alle trinken. Diese gemeinsame Wahl verbindet die Menschen. Conrad Seidl, Bierpapst, Journalist und Buchautor, geht dem Phänomen im Bierkulturbericht 2022 auf den Grund: Besonders in den Dörfern, die noch einen Kirchenwirt oder ein Wirtshaus mit einem Namen, der sich auf Evangelisten oder Heilige bezieht, haben, gibt es eine besondere Tradition. Nach der Sonntagsmesse versammeln sich die Dorfbewohner im Zentrum, setzen sich im Kirchenwirt zusammen und sprechen über die Predigt sowie über die wirtschaftliche und politische Entwicklung. Dabei spielt das Bier eine zentrale Rolle, denn es bringt die Menschen zusammen, unabhängig von ihrer Meinung zu den Diskussionsthemen. Es sind diese Sonntage, die uns an die guten Zeiten erinnern, in denen Gemeinschaft gelebt wurde. Bier schafft Verständigung.

Allerdings ist die Anzahl der Kirchenbesuche zurückgegangen, was auch zu weniger Diskussionen über Predigten und weniger Austausch über die politische und wirtschaftliche Entwicklung geführt hat. Das Bier hingegen bleibt weiterhin gut und kann immer noch verbinden. Es handelt sich hierbei nicht um irgendein Bier. In den dörflichen Wirtshäusern sucht man weder nach internationaler Vielfalt noch nach stilistischer Breite. Egal, ob auf der Karte ein Ale, ein Stout, ein Sauerbier oder ein Rauchbier stehen würde, wenn man sich gemütlich zusammensetzt, trinkt man das, was alle trinken: Märzen- oder allenfalls Spezialbier. Nur bei einem ausdrücklichen Weißbier-Frühschoppen wird auch mal ein Hefeweizen getrunken. Das Bier, das bei solchen Zusammenkünften getrunken wird, ist das verbindende Element. Es ist das Gemeinsame, das Gemeinschaft und Nähe stiftet. Es ist das Vertraute. Diese Tatsache ist mehr als eine Anekdote. Wenn man sich die Daten des Linzer market-Instituts, die jährlich für den Bierkulturbericht erhoben werden, genauer ansieht, erkennt man, dass jeder neunte Befragte den Frühschoppen als bevorzugte Gelegenheit zum Biergenuss angibt. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass dies besonders in ländlichen Regionen der Fall ist – in Sehnsuchtsorten des Biergenusses.

Ein Bier im Schatten des Kirchturms, vielleicht sogar im Schatten des Biergartens, schafft Nähe und Gemeinschaft. Es handelt sich um ein einfaches und zugängliches Bier, möglicherweise aus einer nahen Brauerei. Die Umfragedaten zeigen auch, dass insbesondere in ländlichen Gemeinden und kleineren Städten Österreichs Bierfreunde Wert darauf legen, dass ihr Bier aus ihrer regionalen Brauerei stammt und sie es „rund um den Schornstein“ der Brauerei genießen können. Vier von zehn Biertrinkern geben ausdrücklich an, dass sie mit dem Konsum regionaler Bierspezialitäten ihre Verbundenheit zur Region und zur Heimat zum Ausdruck bringen wollen. Dabei spielt auch eine gewisse Romantik eine Rolle, aber auf Nachfrage betont man auch die Bedeutung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Dennoch ist klar, dass regionales Bier einen hohen emotionalen Wert hat. Das schäumende Märzen im Glas, vielleicht sogar im Tonkrug, das Klirren der Gläser oder Krüge, wenn man mit Freunden und Bekannten anstößt, der frische Geschmack und die Vertrautheit – all das weckt Nostalgie und versetzt einen in eine Welt, die geordneter, geschützter und gemütlicher ist als die Welt da draußen. Es ist ein Glück, ein solches Rückzugsgebiet im Dorfwirtshaus zu haben und dazu ein Bier aus einer nahen Brauerei zu genießen.

In einer Zeit, in der viele alte Traditionen verloren gehen, schafft das gemeinsame Trinken eines Bieres im Wirtshaus Verbundenheit und Gemeinschaft. Das Bier bringt die Menschen zusammen und lässt sie ihre Gemeinsamkeiten entdecken. Es erinnert uns an die guten alten Zeiten und erzeugt ein Gefühl von Heimat und Geborgenheit. Egal, ob in der Stadt oder auf dem Land, das Bier hat die Kraft, Menschen zu verbinden und ihnen ein Gefühl von Gemeinschaft zu geben. In einer schnelllebigen und oft oberflächlichen Welt ist es schön zu wissen, dass das traditionelle Biertrinken im Wirtshaus eine Konstante bleibt und uns an die Werte erinnert, die uns wichtig sind: Gemeinschaft, Nähe und Verbundenheit.

Prost!

Bierbotschafterin Christa Kummer

Christa Kummer wurde die prominente Wetter-Expertin und bekennende Bierliebhaberin zur Bierbotschafterin, um die österreichische Bierkultur zu verstärken. Sie wurde bereits 2016 zur ersten Bierbotschafterin ernannt. „Es macht mich natürlich besonders stolz, als Botschafterin auch für dieses Traditionsgetränk stehen zu dürfen – Genuss, Geselligkeit und gelebte Tradition sind auch Attribute unserer Gesellschaft. In diesem Sinne schätze ich heute die Kunst unserer Braumeister, die die Vielfalt des Kultgetränks Bier für uns hochhalten.“

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