Die Wintergerste als Klimagewinner

Heutzutage gehen Veränderungen oft rasend schnell – so auch beim Herstellungsprozess von Bier. Diese Fortschritte betreffen beispielsweise nicht nur die technologischen Entwicklungen in der Herstellung von Bier, sondern auch die Landwirtschaft, die dahinter steht und die natürlichen Ressourcen für jedes Bier liefert. Die Zukunft wird auch beim Thema Saatgut Veränderungen bringen. Die Wintergerste und ihr Anbau werden dabei als Klimagewinner angesehen, da es diese Pflanze mit den kommenden Herausforderungen des Klimawandels aufnehmen kann.

Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft

Die außergewöhnlich trockenen Sommer 2018 und 2019 haben die heimische Landwirtschaft und den Ackerbau vor große Schwierigkeiten gestellt. Die direkten Auswirkungen dieser langanhaltenden Hitzeperioden waren ein deutlich reduzierter Ertrag. Wenn Pflanzen das Wasser ausgeht, können nur mehr kleinere oder weniger Körner ausgebildet werden. Das hat negative Auswirkungen auf die Qualität des Ernteguts. Schmachtkörner haben hohes Protein und kaum Stärkekörper und sind für die Verarbeitung zu Lebensmitteln nicht geeignet. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, dass widerstandsfähiges Saatgut zum Einsatz kommt. Die klassische Aufgabe der Pflanzenzüchtung war und ist die permanente Anpassung der Sorten an wechselnde Klimabedingungen, an unterschiedliche regionale Gegebenheiten und nicht zuletzt an geänderte Qualitätsanforderungen von Verarbeitungsbetrieben. Man denke hier zum Beispiel an die verschiedenen Anforderungen der Brau- und Malzindustrie in den letzten dreißig Jahren. „Die Entwicklung einer neuen Sorte dauert rund zehn Jahre, deshalb ist der Blick der Landwirte weit nach vorn gerichtet. In diese Überlegungen und Arbeit fließen die zehnjährigen Klimamodelle genauso ein wie künftige Markt- und Ernährungstrends und natürlich die Anforderungen der verarbeitenden Industrie mit ein“, führt Josef Fraundorfer, Geschäftsführer von Saatbau Linz, aus.

Saatgut der Zukunft

In Zukunft wird Saatgut eine Rolle spielen, das generell mit geringeren Wassermengen und veränderten Niederschlagsmengen zurechtkommt, denn die Sorten und Kulturen der Zukunft müssen auf jeden Fall mit höheren  Temperaturen und längeren Trockenperioden zurechtkommen. Die Niederschlagsmenge insgesamt wird allerdings nicht weniger, sie ist nur deutlich ungleicher verteilt. Wenn Regen fällt, dann kommen die Wassermengen oft in geballter Form. Dadurch wird es weiter zu Verschiebungen im Anbau der Kulturarten in der Landwirtschaft kommen.

Wintergerste als Klimagewinner

Innerhalb der Kulturart Gerste geht der Trend immer mehr Richtung Wintergerste. Diese reift deutlich früher als die Sommerform und ist der extremen Hitze damit weniger stark ausgesetzt. Die Winter in Österreich sind wegen des Klimawandels ebenfalls spürbar milder geworden, dadurch kann Wintergerste inzwischen überall ausgesät werden. Das ist auch der Grund, warum die Sommergerste in den letzten zehn Jahren in Österreich mehr als die Hälfte ihrer Anbaufläche verloren hat. Denn

der Klimawandel begleitet uns nicht erst in den letzten Jahren. Wir beobachten

diese deutliche Erwärmung bereits seit den 1990er-Jahren. Die Wintergerste ist ein Klimagewinner und bei Landwirten relativ einfach und stabil zu produzieren. „Die Anbaufläche bei Wintergerste hat in den letzten zehn Jahren auch deshalb um 25.000 Hektar zugenommen. Man hat bereits vor zwanzig Jahren mit der gezielten Züchtung von zweizeiliger Winterbraugerste begonnen. Inzwischen sind diese Züchtungen qualitativ sehr nahe an die Sommerbraugerste herangerückt“, betont Fraundorfer. Experten gehen davon aus, dass es künftig hier keine nennenswerten Unterschiede mehr geben wird. Derzeit werden zirka 40 Prozent des österreichischen Braugerstenbedarfs mit Winterbraugerste gedeckt. Dieser Anteil kann weiter ausgedehnt werden, denn Flächen stehen ausreichend zur Verfügung.

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