Wie man Bier verkostet: Ein Blick in die Welt der Aromen und Geschmäcker

Bier verkosten mag nach einem einfachen Genuss klingen, doch für den Braumeister Andreas Urban von der Brauerei Schwechater ist es eine Kunst, die Aufmerksamkeit und Hingabe erfordert. Schon bevor der erste Schluck getrunken wird, lenkt Urban seine Sinne auf die Feinheiten der Bierverkostung. Hier teilt er seine Geheimnisse darüber, worauf es beim Verkosten ankommt und wie Sie selbst zu Hause zum Biertester werden können.

Die Bierverkostung beginnt mit einem Ritual, das die meisten Bierliebhaber zu Hause überspringen: dem Riechen. Urban schwenkt das Glas mit der strohgelben Flüssigkeit, führt es dann behutsam unter seine Nase und verliert sich in den Aromen. „Die Hopfennote kommt sehr schön zum Vorschein“, sagt er nach einer kurzen Pause, während er weitere Nuancen wie Zitrus- und Getreidenoten erschnuppert.

Für Urban ist das Riechen der zweite Eindruck bei der Verkostung, denn auch die Augen geben ihm bereits wichtige Hinweise auf die Biercharakteristik. „Je dunkler die Flüssigkeit ist, umso aromatischer schmeckt das Bier“, erklärt er, während er die Palette von hellgelbem Pils bis hin zum nachtdunklen Schwarzbier betrachtet.

Andreas Urban, mit einem Abschluss in Lebensmittel- und Biotechnologie, betreut als Braumeister auch die Qualitätskontrolle in der Schwechater Brauerei. Seine Expertise teilt er außerdem als Lehrbeauftragter an der Universität für Bodenkultur (BOKU) und als Präsident des Bundes Österreichischer Braumeister und Brauereitechniker.

Der eigentliche Höhepunkt der Verkostung ist der Antrunk, der erste Schluck Bier. Urban, der auch bei internationalen Bierwettbewerben in der Jury sitzt, zelebriert diesen Moment genussvoll. Er lässt die Flüssigkeit im Mund kreisen, um alle Geschmacksknospen zu aktivieren. Hier achtet er auf den Kohlensäuregehalt, den Körper des Biers und die Harmonie beim Ausklang.

Eine überraschende Erkenntnis für viele ist die Bedeutung des passenden Glases. Urban erklärt, dass die Form des Glases beeinflusst, welche Aromen betont werden. Ein schlankes Glas betont die Bittere, während ein Weizenbierglas das Bier weiter vorne auf der Zunge entfalten lässt.

Während Weinverkoster ihre Kostproben ausspucken, schlucken Bierverkoster ihr Getränk bewusst hinunter. Das liegt daran, dass die Wahrnehmung der Bittere im hinteren Teil der Zunge konzentriert ist, und erst beim Schlucken kann festgestellt werden, wie harmonisch das Bier ausklingt.

Der Schaum, der beim Feierabendbier geschätzt wird, ist bei der Verkostung nicht erwünscht, da er das Aufsteigen der Aromen behindern kann. Hier zeigt sich, dass rund 70 Prozent der Gesamtwahrnehmung bei einer Bierverkostung auf die Nase entfallen.

Andreas Urban ermutigt dazu, das Erkennen von Aromen und Geschmack zu erlernen. Er bietet eine sechstägige Ausbildung zum Biersommelier an, die nicht nur für Brauereimitarbeiter und Gastronomen, sondern auch für leidenschaftliche Bierliebhaber zugänglich ist.

Abschließend betont Urban, dass es bei einer Bierverkostung kein Richtig oder Falsch gibt. Jeder Mensch hat seine persönlichen Wahrnehmungen, und das Vertrauen ins eigene Urteil ist entscheidend. Die Welt der Bierverkostung ist reich an Aromen, Geschmack und Vielfalt – eine Entdeckungsreise, die jeder Bierliebhaber selbst unternehmen kann. Prost!

Ältere Beiträge
Nachhaltiges Engagement der Brauerei Puntigam mit dem ÖKOPROFIT geehrt
02.02.2023

Die Brauerei Puntigam setzt innovative Projekte um und diese Leistung würdigt die Stadt Graz zum wiederholten Mal mit dem ÖKOPROFIT.

» zum Blog
Brauerei Schleppe setzt auf Sonnenenergie
04.01.2022

Da geht die Sonne auf! In Klagenfurt braut die Brauerei Schleppe von nun an ihre Bierspezialitäten mit nachhaltig erzeugtem Strom aus Sonnenenergie. Vor kurzem wurde dort die neue Photovoltaik-Anlage gemeinsam von der Brau Union Österreich und der Kelag Energie & Wärme GmbH in Betrieb genommen.

» zum Blog
Bierheimat Österreich
06.03.2020

Heimisches Bier aus heimischen Rohstoffen. Dieser Grundsatz führt in der österreichischen Bevölkerung seit Jahren das Selbstverständnis hiesiger Bierkultur an. Die in der Brauzunft zunehmend spürbaren Auswirkungen des Klimawandels ziehen allerdings Handlungsbedarf nach sich, um die Güte des hiesigen Bieres dort zu halten, wo sie ist und auch hingehört – ganz oben.

» zum Blog