Meister der 0,0 Prozent

Wenn man in Österreich an den Entstehungsort von alkoholfreiem Bier fahren möchte, ist man bei Christian Huber, dem Braumeister der Brauerei Wieselburg, goldrichtig. In der Brauerei, die selbstbewusst den Ortsnamen trägt, herrscht der 54-Jährige über zwei Edelstahl-Apparaturen, mit denen vielen Bieren der Brau Union Österreich der Alkohol entzogen wird. 😉

Wie der Alkohol ins Bier kommt, das ist kein großes Geheimnis. Durch die Beigabe von Hefe an die Würze wird der enthaltene Malzzucker zu Kohlensäure und Alkohol umgewandelt. Wie der Alkohol aber wieder aus dem Bier gelangt, das ist eine deutlich kompliziertere Geschichte. Es gibt dafür mehrere Methoden. „Wir haben uns für die Vakuumdestillation entschieden“, verrät Christian Huber, „denn dieses schonende Verfahren passt am besten zu unseren Bieren. Dabei bleiben vor allem das zarthopfige Aroma sowie wichtige Proteine, Vitamine und Mineralstoffe erhalten.“ Bei alkoholfreiem Bier ist es außerordentlich wichtig, dass der Geschmack nicht zu flach wird. „Denn Alkohol ist der Geschmacksträger des Biers, in etwa vergleichbar mit dem Fett im Fleisch“, erklärt Christian Huber.

Ein besonderer Effekt der Vakuumdestillation ist, dass das im Destillationsprozess entstehende Nebenprodukt, biologisch gewonnener Alkohol mit 80 Volumenprozent, weiterverarbeitet werden kann, wie etwa zu Bioethanol. „Es ist eine nachhaltige Methode“, erklärt Christian Huber.

Ein wachsender Markt für 0,0-Biere

Mit der Vakuumdestillation in den Edelstahl-Apparaturen ist es möglich, das Alkoholvolumen des erzeugten Biers auf 0,0 Prozent zu reduzieren. Das ist in mehrerlei Hinsicht ein besonderer Fakt: Denn als „alkoholfrei“ gelten in Österreich laut „der allgemeinen Verkehrsauffassung“ Biere mit einem Alkoholanteil von maximal 0,5 Prozent. Die alkoholfreien Biere der Brau Union Österreich bleiben jedoch deutlich unter diesem definierten Grenzwert. „Trotzdem kamen in den letzten Jahren verstärkt Diskussionen auf, weil in alkoholfreiem Bier ja doch noch Alkohol enthalten ist“, sagt Christian Huber. Man muss wissen, dass auch mancher Apfelsaft oder Sauerkraut den Wert von 0,5 Volumenprozent erreichen und ihn reife Bananen manchmal sogar übertreffen.

Die Brauerei Wieselburg und das Team von Christian Huber leisteten in Sache 0,0-Biere Pionierarbeit. Die beiden Vakuumdestillationsanlagen in Wieselburg laufen, abgesehen vom Reinigungsprozess einmal pro Woche, rund um die Uhr – und das sieben Tage die Woche. Was auch wichtig für die Qualitätssicherung ist. „Die Konstanz des Betreibens ist eine entscheidende Komponente“, verrät Christian Huber. „Jede noch so kleine Schwankung macht sich auch im Bier bemerkbar. Und im Gegensatz zum Wein möchte der Konsument beim Bier keine Produktschwankungen.“ Das Bier soll vertraut schmecken, so wie immer.

Hier hat auch das Wieselburger 0,0 % seine Heimat und das erfolgreiche 0.0%-Bier der Muttergesellschaft HEINEKEN wurde in Wieselburg konzipiert.

Der Trend ist eindeutig: Alkoholfreies Bier wird immer beliebter. „Innerhalb von sechs Jahren haben wir das Volumen an alkoholfreiem Bier verdoppelt“, so berichtet es der Braumeister. 150.000 Hektoliter alkoholfreies Bier wurden im Jahr 2020 in der Brauerei Wieselburg gebraut – Tendenz steigend. Zudem wird permanent auch an neuen Produkten experimentiert. Man kann also weiterhin gespannt sein! 😉

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